Verwendung und Wirkung der Spende von BiNet (November 2023)

11.12.2023

Die Barbos-Stiftung zur kreativen Entwicklungsförderung von Kindern und Jugendlichen betreut emotional labile und verhaltensgestörte Kinder aus sozial schwachen Familien, die in KiTas, Grundschulen, Förderschulen oder anderen Jugendeinrichtungen auffällig werden.

Alleinstellungsmerkmale der Förderung durch die Barbos-Stiftung.  Zwei  methodische Merkmale tragen zur besonderen Wirksamkeit unserer Arbeit bei:

  1. Eine individuelle Einzelbetreuung durch einen therapeutisch ausgebildeten Erwachsenen, der sich regelmäßig und langfristig (ca. ein Jahr lang) dem Kind zuwendet und es „sieht“. Erst auf Grund einer solchen stabilen Beziehungserfahrung kann das Kind lernen, sich selbst zu „sehen“, sich in extremen Fällen sogar als existent zu erfahren und ein Gefühl für seinen Selbstwert und seine Selbstwirksamkeit zu entwickeln.
  2. Wir fördern die Kinder mit einer speziellen kunsttherapeutischen Methode, der Arbeit am Tonfeld®. Sie beruht auf dem freien Umgang mit Tonerde in einer haltenden, kastenförmigen Struktur, dem Tonfeld, welches jedes innere Bewegtsein unmittelbar durch die Bewegung der Hände in der Tonerde abbildet und Impulse zur Weiterentwicklung setzt.  So entsteht auf der Basis der Haptik ein spontaner, sinnengeleiteter Aufbauprozess, der das Kind durch eigenes Tun an seine vitalen, emotionalen und mentalen Ressourcen rückbindet, sie reaktiviert und ihm ein neues Gefühl für seine persönlichen Kompetenzen  und seine Potentiale vermittelt.  Genau solche bietet die Arbeit am Tonfeld, und dadurch können wir die Kinder in ihrer sozialen, mentalen und emotionalen Entwicklung grundlegend fördern.

Der defizitäre Entwicklungsstand der Kinder. In den öffentlichen Bildungseinrichtungen zeigen u.a. durch die Pandemie bedingt aber vor allem durch elterliche Vernachlässigung eine große Anzahl von Kindern mentale und emotionale Probleme wie Konzentrationsschwächen, Lernschwächen, Ängste, Depressionen, innere Unruhe und Aggressionen. Ihre Eltern sind nicht in der Lage, sie in ihrer Not und mit ihren Fragen aufzufangen, weil sie meistens selbst seelisch orientierungslos sind. Daher ist eine Methode wie die Arbeit am Tonfeld®, die durch ihre konkrete Struktur (Tonfeld) und durch ihre haptischen Eigenschaften (Vorhandensein, Berührbarkeit, Widerstand, Umgang) äußeren und infolgedessen inneren Halt und Orientierung gibt, bestens geeignet, die Kinder durch ihre individuelle Erfahrung am Tonfeld zu stabilisieren und zu ermutigen.

Die Wirkung der Förderung. Besonders in Förderschulen weisen Kinder erhebliche Defizite in ihrer Wahrnehmung einfachster grundlegender Sachverhalte auf. Ein 8-Jähriger weiß nicht, dass Wasser nicht bergauf fließen kann. Ein anderer 8-Jähriger weiß nicht, was ein Schwamm machen kann. Es ist leicht vorstellbar, wie unsicher und desorientiert solche Kinder in der hochkomplizierten Welt herumtapsen und keine schulischen Leistungen bringen können, obwohl sie intelligent sind. Das Tonfeld ist hier ein adäquates Medium, den Anderen, den Mitmenschen, oder das Andere, die Welt, in ihren Gegebenheiten zu erforschen, zu experimentieren und sich ihrer im Umgang zu bemächtigen.

Auf diese Weise werden Entwicklungsbedürfnisse und -schritte spielerisch nachgeholt. Das Kind erlebt sich als eine Person, die etwas oder sogar etwas Besonderes kann (positive Selbstwahrnehmung, besseres Selbstwertgefühl). Auf dieser Grundlage hat es nicht mehr so viel inneren Stress und kann mit Krisen und Herausforderungen prosozialer umgehen (Resilienz). Statt zu schlagen oder zu toben kann ein 6-Jähriger jetzt die Lehrerin in einem Konflikt um Hilfe bitten oder eine 7-Jährige löst sich nicht mehr in Tränen auf sondern sagt, wie sie die kritische Situation erlebt und NEIN!, dass sie so nicht mehr behandelt werden möchte.

Besonders glücklich sind wir, wenn wir einem schwer belasteten Kind helfen können wie z.B. Francesco (Name geändert), 14 Jahre, der den plötzlichen Tod seines Vaters und den Mangel an Halt durch seine gestresste Mutter mit exzessiver Aggression gegen seine Mitschüler beantwortet. Er muß dann weggerissen und aus dem Raum getragen werden. Teilweise ist er nicht beschulbar. Jedoch hat er seelische Ressourcen, kann sich auf die Beziehung mit der Tonfeldbegleiterin und dem Tonfeld einlassen und sich so langsam zu einem „ganz normalen Mitschüler“ entwickeln, der den Kindern keine Angst mehr macht (Auskunft der Lehrerin).

Dank. Wir danken allen BiNet Bildungsnetzwerk München Mitgliedern, die für uns gestimmt haben, sehr herzlich. Die Spende von 6.000,- € ermöglicht es uns, 120 Einzelstunden mit der Arbeit am Tonfeld zu finanzieren, die mit ebenso vielen Lebenschancen für die Kinder einher gehen. Wenn sie nachhaltig sein sollen, sind seelische Prozesse langsam. Sie unterliegen strukturell der Dynamik jeglichen Wachstums in der Natur, brauchen Zeit und gute Bedingungen für ihre Entfaltung. Genau solche fokussiert die Arbeit am Tonfeld, und dadurch können wir die Kinder in ihrer sozialen, mentalen und emotionalen Entwicklung grundlegend fördern.

Barbara Osterwald
(Stifterin)

www.barbos-stiftung.de